„Wanderausstellung für das Leben“ im Rathaus in Leer

„Wanderausstellung für das Leben“ im Rathaus in Leer

Leer – Darin waren sich Bürgermeister Claus-Peter Horst, Schirmherrin Gitta Connemann, die Mitglieder des Vereins Organtransplantierte Ostfriesland und Anita Wolf vom „Netzwerk Spenderfamilien für Angehörige und Freunde von Organspendern“ am Montagabend im Rathaus-Altbau einig: „Wenn wir auch nur einen einzigen Menschen überzeugen können, dann hat es sich gelohnt“, betonten die Teilnehmer unisono bei der Eröffnung der „Wanderausstellung für das Leben“ des Vereins Organtransplantierte Ostfriesland. Die Hamburgerin Anita Wolf hatte vor sechs Jahren ihren Mann nach einem Schlaganfall verloren – und dann die Erlaubnis zur Organentnahme gegeben. Heute ist es für die gelernte Versicherungskauffrau „ein unheimlicher Trost“, zu wissen, dass mit drei entnommenen Organen ihres Mannes, der Niere, der Leber und dem Herz, drei Menschen weiterleben konnten und können.

Anita Wolf wirbt dafür, die Frage nach der Organspende rechtzeitig und schon weit im Voraus zu klären. Wenn, wie in der Situation ihres Mannes der Hirntod eintrete, sei nicht mehr viel Zeit, sagte sie im Rathaus. Es sei schwierig, sich plötzlich ganz schnell mit dem Thema Organspende auseinandersetzen und sich entscheiden zu müssen, „wenn das Leben gerade einstürzt“.

Leider ist die Anzahl der Organspender rückläufig. „Es müssen Menschen sterben, weil Organe nicht rechtzeitig gespendet werden“, sagte Claus-Peter Horst. Und das, obwohl viel mehr Menschen grundsätzlich bereit seien zur Spende. Was fehlt, sei der ausgefüllte Organspenderausweis. Es sei wichtig, immer wieder in den Dialog zu treten – wie auch jetzt im Zuge der Wanderausstellung. Die Mitarbeiter und die Stadtführer seien ausdrücklich darum gebeten worden, Besucher auf die Ausstellung hinzuweisen. Rund 9000 Menschen sind es, die alleine in Deutschland verzweifelt auf ein Spenderorgan warteten, berichtete Gitta Connemann. Sie betonte, dass ein Mensch bis zu sieben Organe spenden könnte. Auch eine Altersbeschränkung für Spender gebe es nicht. Organspenderausweise lägen millionenfach aus, aber die meisten Menschen verdrängten die Auseinandersetzung mit dem Thema. Das bedeute für viele: Wenn nicht der erlösende Anruf komme, seien sie zum Tode verurteilt. Die Politikerin bedauerte, dass die sogenannte Widerspruchslösung bei einer Abstimmung 2020 im Bundestag abgelehnt worden sei. Würde diese Lösung gelten, wäre davon auszugehen, dass alle Menschen zunächst bereit sind, im Falle ihres Todes Organe zu spenden. Wenn sie das nicht möchten, müssten sie zu Lebzeiten widersprechen. Sie werde weiterhin für diese Lösung kämpfen, so Connemann.

 

Quelle: Stadt Leer